Lone Wolf ist eine altbekannte Spielbuch-Reihe der 80er Jahre, welche von Joe Dever geschaffen wurde und neu in Joe Dever’s Lone Wolf auflebt. Später wurde Lone Wolf auch als Spiel umgesetzt und erschien 2013 als mobile Fassung zunächst für Android und iOS. Nun wurde das Erzähl-Rollenspiel ebenfalls für Nintendo Switch portiert und verspricht euch eine interessante Erzählung im Rollenspiel-Gewand mit dem Lone Wolf. Bei mir im Test für Nintendo Switch.
Bucherzählung mit 3D-Gefechten
Statt schnöde eine verstaubte Geschichte zu erzählen, hat man sich bei Joe Dever’s Lone Wolf viel Mühe gegeben, einerseits den Buch-Ursprung beizubehalten und darum ein interessantes Rollenspiel drumherum zu entwickeln. Nach wie vor wird in Buchform ein Abenteuer des einsamen Wolfs erzählt, welche vor allem Bücher-Fans zusagen wird. Doch auch der Rollenspiel-Aspekt wurde gut ausgebaut und statt simpler Zufallsausgänge, erwarten euch spannende 3D-Gefechte und die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, wodurch ihr maßgeblich die Handlung beeinflussen könnt.
Die Handlung ist sehr atmosphärisch geschrieben und steht deutlich im Mittelpunkt des Geschehens. Es ist so als würdet ihr interaktiv einen Fantasy-Roman lesen und könnt eigene Entscheidungen treffen sowie die Gefechte hautnah miterleben. Ihr erlebt ein Abenteuer von Einsamer Wolf, welcher ein pflichtbewusster und ehrenvoller Lehnsherr ist. Dieser kehrt zu seinem Dorf zurück, welches jedoch von einer Horde Orks, Giaks genannt, angegriffen wurde. Dem geht ihr natürlich auf die Schliche und trefft dazu auf geschickte Leandra, welche die Tochter eines Tüftlers ist. Neben den Buch-Sequenzen warten zur Abwechslung auch immer gelungene schwarz-weiß Illustrationen darauf, von euch bestaunt zu werden.
Bevor ihr in der Handlung von Joe Dever’s Lone Wolf voranschreitet gilt es Entscheidungen zu treffen, welche sich in verschiedene Bereiche unterteilen. Einerseits könnt ihr entscheiden wie ihr an bestimmte Situationen herangeht, ob frontal oder überlegt, und wie ihr mit anderen Charakteren, wie zum Beispiel Leandra, umgeht. Eine falsche Antwort gibt es jedenfalls nicht und doch wird damit der weitere Verlauf der Handlung entschieden. Ausgelöst werden können dabei auch verschiedene Quick-Time-Events, bei welchen ihr recht schnell reagieren müsst. Das entscheidet darüber ob ihr erfolgreich eure Entscheidung in die Tat umsetzt. So könnt ihr bestimmte Konflikte umgehen oder euch Vorteile verschaffen. Oder euch natürlich auch in Teufels Küche begeben.
Gleichzeitig beeinflussen eure Entscheidungen auch die Entwicklung eures Charakters. Die Aufwertung geschieht dabei ganz automatisch, wird jedoch durch eure Verhaltensrichtung deutlich beeinflusst. Seid ihr lieber der gewaltsame Krieger, der überlegte Taktiker oder geht ihr Konflikten lieber komplett aus dem Weg? Die Entscheidung liegt bei und lässt euch eine interessante Handlung erleben.
Das Quick-Time- Kampfsystem
Kommt es zu einem Gefecht in der Geschichte, wechselt das Geschehen zum Kampfschauplatz, wo ihr dann eurem Gegner gegenübersteht. Die Kämpfe laufen dabei in Echtzeit ab, weshalb ihr recht flott reagieren müsst. Verschiedene Angriffsoptionen und Fähigkeiten stehen euch hierbei zur Verfügung. Darunter Nahkampf- oder Fernkampf-Angriffe, besonders starke Spezialangriffe sowie Kai-Magie. Auch verschiedene Tränke könnt ihr während den Kämpfen wirken. Habt ihr einen Angriff aktiviert, gilt es meist eine bestimmte Quick-Time-Aktion auszuführen. Bei den Kämpfen sind schnelle Reaktionen und möglichst viele Aktionen ratsam. Ihr habt nämlich ein gewisses Zeitfenster und seid nicht auf einen Angriff beschränkt.
Sobald die Gegner am Zug sind anzugreifen, geht es jedoch an eure Lebenspunkte und das kann in manchen Situationen ziemlich gefährlich werden. Nutzt eure Zeit möglichst gut aus und last keinen Moment verstreichen. Desto schneller die Gegner besiegt sind, desto besser. Sonderlich viel Wert auf eine Taktik legen müsst ihr hierbei nicht. Hauptsache ihr führt im Anschluss die Quick-Time-Events korrekt aus, sonst gehen die Angriffe nämlich ins Leere. Dementsprechend können die Kämpfe doch recht fordernd sein, je nachdem welchen Schwierigkeitsgrad ihr bedient. Andernfalls könnt ihr nochmal neu in den Kampf starten. Als weiteres Feature gibt es zudem noch das Schlösser knacken, welches ebenfalls Feingefühl erfordert.
Viel Tiefe abseits des Geschehens bieten zudem auch die Menüs, in welchen ihr neue Tränke oder Waffen ausrüsten und zudem eure charakterliche Entwicklung nochmal nachvollziehen könnt. Des Weiteren lassen sich die Waffen auch mit erhaltenen Materialien verbessern und müssen zudem ab und an auch repariert werden. Dafür könnt ihr entsprechend den Schmied besuchen. Auch ein Gasthaus, indem ihr euch regenerieren könnt, lässt sich finden.
Die Steuerung gelingt sowohl über die konventionelle Steuerung als auch dem Touchscreen wunderbar. Nur bei den Quick-Time-Events muss man sich erstmal einfinden. Zu Beginn wird jedoch alles in kurzen Tutorials erläutert. Optisch macht das Spiel auf der Nintendo Switch einen soliden Eindruck. Das Buch-Feeling kommt atmosphärisch sehr gut rüber und auch die Kämpfe sind gut umgesetzt, wenn auch wenig spannend. Auch die musikalische Untermalung ist sehr gelungen und lässt euch nocht tiefer in das Abenteuer eintauchen.
Unser Fazit
Joe Dever’s Lone Wolf legt viel Wert auf eine gut erzählte, spannende Geschichte, in welcher ihr selbst euren Weg bestimmen könnt. Darüber hinaus bietet die Spielfassung einige interessante Spielmechaniken und lässt euch die Kämpfe hautnah miterleben. Das Kampfsystem ist gelungen, wenn auch ursprünglich auf eine Touch-Steuerung ausgelegt. Auch die konventionelle Steuerung mit den Joycons bzw. dem Controller gelingt wunderbar.
Die Präsentation sowie der stimmige Soundtrack sorgen jedenfalls für ein ansprechendes Abenteuer mit dem Einsamen Wolf. Buchleser, welche auch interaktiv am Geschehen teilnehmen möchten, sollten sich Joe Dever’s Lone Wolf mal näher anschauen. Vor allem auch unterwegs eine gelungene Abwechslung.